Am ersten Tag der Olympischen Sommerspiele in Paris gewinnt der Schwimmer die erste deutsche Goldmedaille. Lukas Märtens' Sieg wird die Stimmung prägen, im deutschen Team und in der Sportnation.
Was es heißt, bei Olympia zu gewinnen, und was, zu verlieren, das lernt man am Samstagabend in der Mehrzweckhalle La Défense, gelegen im westlichen Pariser Vorort Nanterre, nirgendwo so eindrucksvoll wie hinter einer dünnen blauen Wand, die den Schwimmbereich vom Bauch der Arena trennt. Ein schmaler Gang führt dort von den Becken ins Halleninnere. Die Athletinnen und Athleten müssen diesen Weg nehmen, und sie treffen dort, in der sogenannten Mixed Zone, auf Journalisten.
Diejenigen, die ihre Rennen verloren haben, womöglich deutlich, huschen schnell vorbei, den Blick auf den Boden gerichtet, nicht zur Seite, denn sie ahnen, dass da niemand wartet, um ihnen Fragen zu stellen. Vielleicht sind sie erleichtert darüber, vielleicht enttäuscht, man erfährt es nicht, die Verlierer verschwinden einfach.
Alle paar Minuten endet ein Wettkampf, die Aufmerksamkeit ist knapp und sie gehört den Gewinnern. Und so kommt es, dass Schwimmer Lukas Märtens, 22 Jahre alt, behangen mit der ersten deutschen Goldmedaille bei diesen Sommerspielen, vor einer Menschentraube steht, die so groß ist, dass Olympia-Mitarbeiter die Journalisten bitten, ihre Handys auf einem Tablett abzulegen, das vor Märtens platziert wird. Damit alle, auch die, die hinten im Pulk stehen, auf Band haben, wie Märtens sagt: "Ich stehe jetzt ganz oben, und ich denke, das habe ich mir verdient."
Quelle: https://www.stern.de/